Ein Marktführer der besonderen Art - NZZ
Vor 50 Jahren wurde die Vebego in der Schweiz gegründet - ein nachhaltiges Unternehmen mit Ambitionen. Die Anfänge in der Gebäudereinigung liegen weit zurück; heute ist die innovationsfreudige Familienfirma eine landesweit führende Anbieterin von Immobilien- und Facility-Management sowie Pflegedienstleistungen.
Seit der Gründung 1972 hat die Vebego ihre Marktposition kontinuierlich ausgebaut, und das sogar während der Corona-Pandemie. Ziel von CEO Giuseppe Santagada war es, in dieser schwierigen Zeit keinen einzigen Arbeitsplatz abzubauen. Er hat es erreicht. Statt Entlassungen gab es eine flexible Neu- und Umverteilung der Aufgaben - immer im engen Einvernehmen mit den Kunden. Und alle haben mitgezogen: von der Reinigungskraft über den Techniker bis zum Kader. Schon das ist in der Businesswelt von heute alles andere als selbstverständlich.
«Die Mitarbeitenden stehen im Zentrum». Dieser Satz gehört zum Standardrepertoire vieler Manager. Bei Vebego hört man ihn jedoch von den Mitarbeitenden selbst. Das Unternehmen ist nicht nur formell ein Familienbetrieb, es versteht sich auch so. Hier gehört offenbar jeder zur Familie. Ziel sei es, «sinnvolle Arbeitsplätze und ein motivierendes Umfeld zu bieten», betont Firmenchef Santagada. Dieses Engagement bilde den Kern der Unternehmenskultur. Es geht um Verantwortung. «Wir fragen uns nicht, was wir bisher für die Mitarbeiter getan haben, sondern viel mehr noch, was wir morgen und übermorgen für sie tun werden.»
Kerngeschäft schrittweise ausgebaut
Der promovierte Wirtschaftsingenieur und Ökonom stiess 2018 zur Firma, auf direkten Wunsch der niederländischen Eigentümerfamilie Goedmakers. «Im persönlichen Austausch hat mich die Einzigartigkeit von Vebego überzeugt, ebenso die Vision für die nächsten Schritte», berichtet Santagada. Innerhalb weniger Jahre ist es ihm gelungen, das Kerngeschäft in der Schweiz weiter auszubauen – über beachtliche Akquisitionserfolge und neu gewonnene Kunden, darunter die Swiss und der Flughafen Genf. Nicht ohne Stolz hat Vebego zudem die Auszeichnung «Great Place to Work» für den besten Arbeitgeber der Schweiz entgegengenommen, und das nun schon zum zweiten Mal. Einzelne Geschäftserfolge führten auch zur Gründung ganz neuer Unternehmensbereiche wie der Vebego Santé, spezialisiert auf Facility-Services für Spitäler und andere Gesundheitseinrichtungen, oder eigener Tochtergesellschaften wie die Vebego Airport. Auf diese Weise hat das Unternehmen weitere Märkte erschlossen. «Für uns sind neue Geschäftsbereiche ein starker Wachstums- und Innovationstreiber», betont Santagada und nennt als Beispiel die Segmente Medizin und Pflege: «Hygiene ist in Krankenhäusern eine Kernaufgabe, die über Leben und Tod entscheiden kann. Hier sind wir mit Vebego Santé stark positioniert. Aber auch unsere Tochterfirma Care People bietet der Branche stark nachgefragte Leistungen an, im Bereich Personalvermittlung in der Pflege.»
Datenmanagement für Liegenschaften
Einen ersten Schritt von der klassischen Gebäudereinigung zur Spezialistin für Facility-Management unternahm Vebego unter Santagadas Führung mit der Übernahme der Firma Move Consultants. Deren Kernkompetenzen als Datentreuhänder und Berater für Immobilien ergänzen das Leistungsspektrum von Vebego auf geradezu perfekte Weise. Im Geschäft mit der Digitalisierung und dem Datenmanagement für Liegenschaften haben sich die Move Consultants zum grössten Träger von Immobiliendaten in der Schweiz entwickelt. Die Analyse der gesammelten Informationen bietet den Besitzern und Betreibern von Gebäuden zahlreiche Optimierungsmöglichkeiten, wenn es um das Management, die Pflege, die Bewirtschaftung und die Wertsteigerung ihres Portfolios geht. Von hier aus ist es dann nur ein kleiner Schritt gewesen zur Lancierung einer weiteren Innovation: Gemeint ist die Prüfung und das Neudesign von Arbeitsplatzkonzepten, gebündelt im Konzept «yourOffice».
Vebego hat dabei auch die eigenen Arbeitsplätze im Blick: Die Büroräumlichkeiten an den Standorten in Zürich Albisrieden und am Zürcher Flughafen wurden von den Move Consultants gestaltet. Die Palette der Dienstleistungen ist breit gefächert. Dazu gehört zum Beispiel die Ausstattung mit (gebrauchtem) Mobiliar und ein nachhaltiges Gebäude-Bewirtschaftungssystem. Die offene Architektur und flexible Arbeitsplatzstrukturen sollen zudem dynamisches Arbeiten fördern - ganz nach dem Geschmack des CEO. «Gerade in der Corona Pandemie ergab dies eine spürbare Stärkung unserer Wettbewerbsfähigkeit», resümiert Santagada. Nicht zuletzt im Kampf um die besten Talente kann Vebego mit Open Space, Desk-Sharing, Homeoffice und Co-Working punkten.
«iCITY»
Möchte man näher erfahren, wie Vebego «tickt», muss man sich nur nach Reinach begeben. Hier, im Kanton Basel-Land, entsteht derzeit eine Vebego «iCITY», ein neues Zentrum für Health & Life Sciences. Ein Ecosystem, das es in dieser Dimension bis dato noch nicht gegeben hat. Die Marke steht laut Santagada für die «Neukonzeption der Arbeitswelt». Als Single Point of Contact für Konzeption, Vermarktung und Operation fungiert Vebego zusammen mit Move Consultants. Die grösste Schweizer Immobilienbesitzerin UBS SIMA hat beide als exklusive Partnerinnen ausgewählt. Ein Privileg, das Vebego bereits an einem zweiten Standort in der Region Basel geniesst: Im BaseLink Campus in Allschwil setzen die beiden Stararchitekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron als Investoren mit ihrer Firma JP Bachgraben AG ebenfalls auf das Unternehmen und ihre Tochter Move Consultants. In dem von Herzog&de Meuron erbauten 40 Meter hohen «Alba Haus» als Eintrittstor zum 75 000 Quadratmeter grossen BaseLink-Areal entsteht derzeit ein Hotspot für die Health & Life Sciences- und Biotech-Branche - mit dem gleichen, schweizweit einzigartigen Konzept wie die «iCITY». Kreativen Start-ups, etablierten Erfolgsunternehmen und der Wissenschaft und den Universitäten soll in diesem Sciencepark das perfekte Arbeitsumfeld geboten werden, wie Santagada erläutert. Vebego und Move Consultants gehen in der «iCITY» noch einen Schritt weiter: Als Hauptanbieter für das Ecosystem werden sie sich auch um den optimalen Mietermix und die entsprechenden Raumangebote kümmern. Bis Ende 2022 sollen auf einer Fläche von etwa 10000 Quadratmetern quer durch die Stockwerke sogenannte FlexLabore mit integrierten flexiblen Arbeitsplätzen entstehen. Im eigens dafür konzipierten CoSpace können private Büroflächen und Workplaces flexibel nach Bedarf gemietet werden. Begegnungszonen und gemeinsame Veranstaltungen sollen das Networking beflügeln.
CO2-Fussabdruck reduzieren
Starre Vermietungskonzepte sind laut Giuseppe Santagada veraltet: «Wir werden neue Wege einschlagen. Der Mitarbeitende steht im Fokus, der Mensch mit seinen Bedürfnissen steht im Mittelpunkt. Er muss sich wohlfühlen, der Arbeitsplatz muss inspirieren, um sämtliche Potenziale auszuschöpfen.» Der CEO macht kein Hehl daraus, dass er noch höher gesteckte Ziele verfolgt: «Die Vebego will in mehreren Dimensionen Wirkung erzielen und sich zu einer Impact Organisation entwickeln.» Dazu zähle auch, Verantwortung für die Gesellschaft wahrzunehmen. «Es ist unser grosser Vorteil, dass wir als Familienunternehmen nicht auf die Quartalsergebnisse an der Börse schielen müssen», betont Santagada, «unser Horizont und unser Zweck geht deutlich weiter.» So hat sich Vebego dazu verpflichtet, die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen umzusetzen. «Beim Klimaschutz zum Beispiel geht es im Kleinen um Fragen, welche Reinigungsmittel wir wie einsetzen, im Gesamtbild auch darum, welchen CO2- Footprint wir hinterlassen. Unsere Fahrzeugflotte wollen wir bis 2025 durch E-Autos ersetzen und insgesamt bis 2030 kein CO2 mehr ausstossen. Aber auch in den Gebäuden, in denen wir arbeiten und die wir neu dazu mieten, werden wir gezielt auf die Nachhaltigkeit achten.» Und wie stehen die Stakeholder der Firma zu Santagadas ambitionierten Vorhaben? «Ich bin überzeugt, sie sehen die Notwendigkeit ebenso wie unsere Eigentümerfamilie. Neben Klimaschutz geht es ja auch um gute, sichere und sinnvolle Arbeit. Die Vebego trägt das in ihrer DNA.»